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Introduction

(EN google-translate)

(PL google-translate)

"

looking down I see
cool in the moonlight
4000 houses

"

HAIKU, Masaoka Shiki, http://jti.lib.virginia.edu/japanese/shiki/beichman/BeiShik.utf8.html, 25|02|2018.

Haikus sind japanische Kurzgedichte. Die Tradition geht bis auf das 17. Jahrhundert zurück und besteht bis heute. Traditionell besteht es aus drei Zeilen mit 5-7-5 japanischen Silben (Moren).

https://en.wikipedia.org/wiki/Haiku

In der Kursankündigung ist die Rede von einem phänomenologischen Ansatz, der sich der Konzeptkunst bedient. Es geht mir hier um Konzeptkunst, die beim Betrachter einen Kontextwechsel hervorrufen kann. Einige Haikus bewirken dies auch und repräsentieren dabei womöglich die kürzeste Kunstform, die es gibt. Darum eignen sie sich sehr gut dazu, das Gemeinte zu erklären. Außerdem laden sie dazu ein, selber dichterisch aktiv zu werden.

Was bedeutet Kontextwechsel?

Das Gedicht ist nicht metaphorisch gemeint. Es ist eine ganz konkrete Situation dargestellt. Wir verstehen das Gedicht, weil wir in der Lage sind, uns in diese Situation hinein zu versetzen:

Der Erzähler in dem obigen Gedicht nimmt einen räumlichen Abstand zu der Siedlung ein, in der er vielleicht wohnt. Die späte Tageszeit verstärkt seine Abgeschiedenheit. Die räumliche Distanz wird mental. Vielleicht fragt sich der Erzähler:

Was machen all die Leute da unten?

Welche Bedeutung hat all ihr Tuen?

Wie konnte es passieren, dass sich die Leute so von der Natur entfremdet haben?

Was hat die Stadt aus ihnen gemacht?

Somit nimmt der Erzähler eine Position ein, die jenseits dem alltäglichen Leben liegt.

Er befindet sich in einem anderen Zusammenhang.

Er befindet sich in einem anderen Kontext.

Was bedeutet Metaphysik?

Voraussetzung für den Kontextwechsel ist die Fähigkeit, den gewöhnlichen Kontext zu verlassen.

Wie kann man sich das vorstellen?

Dinge, denen wir normalerweise eine gewisse Existenz zubilligen, verblassen. Beispiele für solche Dinge:

Geld, Probleme mit dem Chef, gesellschaftliche Hierarchien, neuste Nachrichten, diverse Modellvorstellungen, etc.

Das alles könnte man als Metaphysik bezeichnen. All das sind Vorstellungen, die wir im Alltag als selbst verständlich hinnehmen.

Natürlich passiert es ganz schnell, dass andere Vorstellungen den Platz einnehmen, der sich ergibt, nachdem wir einige Vorstellungen los geworden sind.

So kann sich ein Städter mit seinen fest gefahrenen Wertvorstellungen in einen Menschen mit genau so festen ökologischen Wertvorstellungen verwandeln.

Interessant für uns soll aber der Übergang und das Loslösen von den alltäglichen Sichtweisen sein.

Deshalb interessiert uns, was übring bleibt, wenn man all diese Wertvorstellungen und Modellvorstellungen beiseite läßt.

Martin Heidegger nennt in "WAS-IST-METAPHYSIK" das, was dabei vorgeht: Wir bekommen Angst. Erbezeichnet den Zustand als ...

""Hineingehaltenheit in das Nichts" "

Martin Heidegger, WAS IST METAPHYSIK, S.38, Klostermann-Verlag, Frankfurt am Mein 2007.

Und er hält dazu fest:

""Ohne ursprüngliche Offenbarkeit des Nichts kein Selbstsein und keine Freiheit" "

ebenda, S.38.

"Ohne ursprüngliche Offenbarkeit des Nichts [gibt es für den Menschen] kein Selbstsein und keine Freiheit."

Bemerkung zu Martin Heidegger: Er war Schüler Edmund Husserls, der um 1900...1920 herum die philosophische Richtung der Phänomenologie begründet hat. Heidegger hat dabei die menschlichen Konsequenzen dieser Philosophie stärker in den Fokus gerückt und damit u.a. die Grundlagen für den französischen Existentialismus (Sartre, Beauvoir, Camus) geliefert. Heidegger ist allerdings menschlich gesehen eine zweifelhafte Figur: Sein einjährigee Rektorat ab dem 27. Mai 1933, war geprägt von einer offenen Sympathie für den Nationalsozialismus.

https://en.wikipedia.org/wiki/Martin_Heidegger

Was bedeutet phänomenologische Reduktion?

Edmund Husserl bezeichnet den Vorgang der Loslösung von metaphysischen Vorstellungen die phänomenologische Reduktion.

Das, was danach übrig bleibt sind nach Husserl die reinen Phänomene.

Dabei räumt er ein, dass man die natürlichen Vorstellungen nicht wirklich los wird. Man klammert sie sozusagen nur ein.

Die wohl am elementarste Vorstellung ist diejenige, dass wir annehmen, dass wir ein Subjekt in einer objektiven Welt sind.

Davon abzusehen kann schwerlich gelingen. Man kann aber so tuen als ob.

"Nennen wir das natürlich in die Welt hineinfahrende und sonstwie hineinlebende Ich an der Welt "interessiert", so besteht die phänomenologisch geänderte und beständig so festgehaltene Einstellung darin, daß sich eine Ichspaltung vollzieht, indem sich über dem naiv interessierten ich das phänomenologische als "uninteressierter Zuschauer" etabliert. "

Edmund Husserl, CARTESIANISCHE MEDITATIONEN, S.37, Meiner-Verlag, Hamburg 1995.

  • THIS WILL NOT WORK WELL:

Nennen wir das natürlich in die Welt hineinfahrende und sonstwie hineinlebende Ich an der Welt "interessiert", so besteht die phänomenologisch geänderte und beständig so festgehaltene Einstellung darin, daß sich eine Ichspaltung vollzieht, indem sich über dem naiv interessierten ich das phänomenologische als "uninteressierter Zuschauer" etabliert.

Welche Eigenschaften sollte das von Ihnen geschaffene Kunstwerk besitzen, um den hier gestellten Ansprüchen zu genügen?

Verunsicherung und Kontextwechsel sollten eine Rolle spielen.

Alltägliche Sichtweisen könnten in Frage gestellt werden.

Im Verlauf des Kurses werden einige technische Werkzeuge vermittelt, um eine multimediale Installation auf einem PC oder einem Android-Gerät zu entwickeln.

Hier sehen Sie ein Beispiel, das mit Sinnestäuschungen arbeitet: Die Skulptur (K)uier(en) von Silke de Bolle.

Es werden die Folien "EINFUEHRUNG_VORTRAG_KF_01.pdf" verwendet.

EINFUEHRUNG_VORTRAG_KF_01.pdf.zip
Übung: Dichte bis morgen selber ein HAIKU

Morgen: Besprechnung der Haikus und Beantwortung entstandener Fragen