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Einführung in das Thema Klanginstallation

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Bei der Lehrveranstaltung "Klanginstallation" soll im Verlauf des Semesters eine künstlerische Arbeit entstehen.

Die Auswahl der vermittelten theoretischen Kenntnisse und praktischen Fertigkeiten orientieren sich an dem Ziel, das mit der künstlerischen Arbeit angestrebt wird.

Doch aus welcher Motivation heraus, sollte man sich daranmachen, eine Klanginstallation zu gestalten?

Einige mögliche Beweggründe das Thema anzugehen, sollen im folgenden aufgezeigt werden und hierzu auch Verweise auf jeweils vertiefende Literatur und Lehrinhalte gegeben werden. Zur Veranschaulichung werden korrespondierende Werke (Klanginstallationen) präsentiert.

Mögliche Beweggründe (beispielhaft):

  1. Elementare Auseinandersetzung mit Klängen und Klangerzeugung
  2. Musikalische Komposition und deren (Teil-) Automatisierung thematisieren
  3. Analyse und künstliche Reproduktion von Mustererzeugungsprozessen und der Natur
  4. Auseinandersetzung ausschließlich selbst referentiellen Kunstformen und generativer Kunst
  5. Förderung von Spiel und menschlicher Interaktion
  6. Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch und Technik
  7. Auseinandersetzung mit dem Thema Intentionalität

1. Elementare Auseinandersetzung mit Klängen und Klangerzeugung

Klangerzeugung jenseits der Verwendung herkömmlicher Lautsprecher- und Verstärkungssysteme kann für sich genommen etwas sein, in das es sich lohnt tiefer einzutauchen.

Klang kann beispielsweise Aufschluß über die inneren Eigenschaften der zum Klingen gebrachten Materie geben und dadurch den Rezipienten dazu einladen sich sinnlich mit Dingen auseinanderzusetzen, die er im alltäglichen Kontext in ihrer Vielgestaltigkeit gar nicht wahrnehmen würde.

Beispiel:

Ein Stahlträger ist in der alltäglichen Sicht auf seine Funktion als tragendes Element beschränkt. Zum Klingen gebracht treten ganz andere Aspekte dieses technischen Gegestandes hervor. Einem Brückenbauer sind die Schwingungsmöglichkeiten (Eigenmoden) seiner Kontruktion und deren Komponenten wohl bekannt: Es muß beispielsweise gewährleistet sein, dass kein Lastfall auftritt, der diese Schwingungen so stark anregt, dass es im weniger kritischen Fall zu unangenehmen Nebengeräuschen kommt, oder im schlimmsten Fall zur Zerstörung der Konstruktion.

In dem nachfolgenden kleinen Film werden Stahl-Hohlprofile zunächst mit Hilfe eines kleinen Hammers und dann durch das Anlegen eines magnetischen Wechselfeldes zu akustischen Schwingungen angeregt.


Anregung von Stahl-Hohlprofilen durch ein elektromagnetisches Wechselfeld.

Vorbereitung der Licht- Klanginstallation für das Pauli-Kloster von 2011 in Brandenburg an der Havel - Vier Stahlaufsteller enthalten jeweils vier Stahl-Hohlprofile, die durch Elektromagneten zu Schwingungen angeregt werden.

Bild 0-1: Vorbereitung der Licht- Klanginstallation für das Pauli-Kloster von 2011 in Brandenburg an der Havel - Vier Stahlaufsteller enthalten jeweils vier Stahl-Hohlprofile, die durch Elektromagneten zu Schwingungen angeregt werden.

Foto aus dem Gewölbekeller des Pauli-Klosters, wo die Installation im Jahr 2011 öffentlich zugänglich war. Quelle: STG Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft Brandenburg an der Havel mbH.

Bild 0-2: Foto aus dem Gewölbekeller des Pauli-Klosters, wo die Installation im Jahr 2011 öffentlich zugänglich war. Quelle: STG Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft Brandenburg an der Havel mbH.

Filmisches Dokument zur Licht- Klanginstallation im Gewölbekeller des Pauli-Klosters (Archäologisches Landesmuseum Brandenburg an der Havel) im Jahr 2011 als Beitrag zum "Jahr der Technik" in Brandenburg an der Havel.
Bei "STG Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft Brandenburg an der Havel mbH" - Über den Missbrauch technischer Artefakte - Vorstellung einer Klanginstallation. #pdf MAZ_artikel_klanginstallation.pdf Online-Artikel der MAZ von 2011. #pdf stg_jahr_der_technik.pdf Artikel des STG Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft Brandenburg an der Havel mbH als pdf-Dokument. Quelle: http://stg-brandenburg.de/februar-metall-maschinen-und-fahrzeugtechnik.html, aufgerufen am 12.10.2015.
Pattern für die Abfolge der Schwingungsanregungen durch die Elektromagnete (Beispiel / Algorithmische Komposition).

Bild 0-3: Pattern für die Abfolge der Schwingungsanregungen durch die Elektromagnete (Beispiel / Algorithmische Komposition).

2. Musikalische Komposition und deren (Teil-) Automatisierung thematisieren

Den Vorgang des Komponierens zu versuchen zu automatisieren, ist eine heikle Angelegenheit, die eine Menge an Fragen insbesondere zum Thema "Kreativität" aufwirft.

Die harmlosteste Form dieser Sache ist wohl die Herstellung eines Computerprogramms, das einen Komponisten beim Komponieren unterstützt, indem es beispielsweise in einer Partitur anzeigt, welche Tonverbindungen im folgenden gemäß vorher festgelegter Regeln (Kontrapunkt / Vierstimmiger Satz u.ä.) aktuell erlaubt wären zu setzen und welche nicht.

In einer alternativen Varianten könnte ein solches Programm auch Komponiervorschläge machen, indem es automatisch Variationen eines vorgegebenen Tonmaterials erstellt (Umkherung, Vergrößerung, Krebs, u.ä.).

Noch moderner wäre eine Variante, die über genetische Algorithmen Phrasen herstellt und diese dem Komponisten anbietet, sie zu verwendet. Über die Auswahl des Komponierenden, könnte das Programm in diesem Sinne erfolgreichere und weniger erfolgreiche Pattern identifizieren und das Angebot an den Komponierenden stetig verbessern.

Einstein soll einmal auf die Frage, ob er ohne Verwendung besonderer Fachwörter den Begriff "Drahtlose Telegrafie" erklären könne in etwa so geantwortet haben:

"Stellen sie sich einmal einen Dackel vor, der von New York bis London reicht. Wenn sie ihn in New York in den Schwanz zwicken, dann jault er in London. So funktioniert die Telegrafie. Drahtlose Telegrafie ist genau dasselbe, nur ohne Dackel. "

Erklärung der Drahtlosen Telegrafie nach Albert Einstein ohne Verwendung besonderer Fachwörter.

Im Geiste dieser Anekdote könnte man nun sagen, dass die automatische Komposition von Musik genau so funktioniert, wie in den vorangehenden Beispielen skizziert, nur ohne den Komponisten.

Doch wer oder was trifft bei einem vollautomatisch komponierenden Programm die notwendigen ästhetischen Entscheidungen?

In der Regel werden solche Programme geschrieben, um etwas zu produzieren, was irgendjemandem gefällt.

Dies einmal vorausgesetzt, hat der Programmierer des Kompositionsprogramms viele Möglichkeiten dies auf mehr oder weniger gut durchschaubare Weise zu gewährleisten, z.B. durch...

  • Bereitstellen einer Datenbank mit gefälligen Kompositionen aus menschlicher Quelle als "Steinbruch" für die algorithmisch generierten Kompositionen (Beispiel: David Cope, Experiments in Musical Intelligence, 1996...)
  • Explizite Formulierung einer Vielzahl an Kompositionsregeln, deren Gesamtheit einen bestimmten musikalischen Geschmack oder Stil repräsentieren (Beispiel: Lejaren Hiller, Illiac Suite, 1957)
  • Bewußter Bruch mit dem Überkommenen. Generierung von Etwas, das sich künstlich realisieren läßt. Ästhetische Überzeugung durch Neuheit und Fremdheit des Dargebotenen (Beispiel: Eduardo Miranda, Computer circuits made of slime, 2014...).

Einige Beispiele von David Copes "Experiments in Musical Intelligence":

"Chopin style Nocturne Emmy" auf youtube.
"David Cope Emmy Vivaldi" auf youtube.
Invention (After Bach) - Quelle: http://artsites.ucsc.edu/faculty/cope/mp3page.htm
Rag (After Joplin) - Quelle: http://artsites.ucsc.edu/faculty/cope/mp3page.htm
Mazurka (After Chopin) - Quelle: http://artsites.ucsc.edu/faculty/cope/mp3page.htm
Sonata Movement (After Beethoven)
"Basically, Experiments in Musical Intelligence works using three basic principles: (1) deconstuction (analyze and separate into parts) (2) signatures (commonality - retain that which signifies style) (3) compatibility (recombinancy - recombine into new works) "

David Cope, Quelle: http://artsites.ucsc.edu/faculty/cope/experiments.htm.

Teil der Illiac Suite von Lejaren Hiller:

Lejaren Hiller - Illiac Suite for String Quartet, Satz 1 von 4 auf youtube.
"UPNA. Suite Illiac " auf youtube.


Eduardo Miranda - Computer circuits made of slime


Computer circuits made of slime - BBC Click

"Biocomputer Music von Eduardo Miranda" auf vimeo.

3. Analyse und künstliche Reproduktion von Mustererzeugungsprozessen und der Natur

Screenshot zum

Bild 0-4: Screenshot zum "Wellenapplet".


Wellenspiel auf Sylt.

Film zu "Wellenapplet".

4. Auseinandersetzung ausschließlich selbst referentiellen Kunstformen und generativer Kunst


"Vera Molnar - von scenofilm" auf vimeo.

5. Förderung von Spiel und menschlicher Interaktion

"IRCAM - CoSiMa-Projekt - Collaborative Situated Media" - Flash-Filme beachten.
"IRCAM - CoSiMa-Projekt - Collaborative Situated Media" - auf youtube.

6. Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch und Technik

"Conlon Nancarrow, Study for Player Piano No. 21" auf youtube.

7. Auseinandersetzung mit dem Thema Intentionalität

Primitiver Roboterarm spielt Baßmelodie auf einem indischen Harmonium.

Bild 0-5: Primitiver Roboterarm spielt Baßmelodie auf einem indischen Harmonium.

Film zu "Primitiver Roboterarm spielt Baßmelodie auf einem indischen Harmonium."