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Phänomen und Lebenswelt

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Siehe u.a.:

  1. Edmund Husserl: Cartesianische Meditationen, Meiner, Hamburg 1995.
  2. Jakob von Uexküll: Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen, Rowohlt, Hamburg 1956.
  3. Dan Zahavi: Phänomenologie für Einsteiger, Wilhelm Fink, Stuttgart 2007.

Für Edmund Husserl ist der Einstiegspunkt für das Streben nach Erkenntnis das Phänomen und nicht, wie im kritischen Rationalismus, etwa eine als real angenommene objektive Welt außerhalb unserer selbst.

Damit geht die Bedeutung der Phänomene, wie sie unserem Bewußtsein erscheinen über die landläufige Bestimmung eines Phänomens als bloßem Schein hinaus.

Die philosophische Richtung der Phänomenologie beschäftigt sich theoretisch mit Phänomenen und ihrer Bedeutung für den Gewinn gesicherter Erkenntnisse:

"Ganz allgemein lässt sich die Phänomenologie also als eine philosophische Analyse der verschiedenen Erscheinungsweisen der Gegenstände begreifen und im Anschluss daran als eine reflexive Untersuchung der Verstehensstrukturen, die es den Gegenständen ermöglichen, sich als das zu zeigen, was sie sind. "

Quelle: Dan Zahavi, Phänomenologie für Einsteiger, S.13, W. Fink, Paderborn 2007.

Husserl unterscheidet zwischen der ursächlichen Ausprägung und Beschaffen eines Phänomens einerseits aufgrund angenommener Tatsachen in der Welt (noematisch) und andererseits aufgrund unserer eigenen Eigenheiten (noetisch):

"Folgen wir diesem methodischen Prinzip hinsichtlich des Doppeltitels cogito-cogitatum (qua cogitatum), so eröffnen sich zunächst die allgemeinen, jeweils an einzelnen solchen cogitationes in den korrelativen Richtungen zu vollziehenden Deskriptionen. Also einerseits solche des intentionalen Gegenstandes als solchen hinsichtlich der ihm in den betreffenden Bewußtseinsweisen zugemeinten Bestimmungen, und zugemeint in zugehörigen, in der Blickrichtung auf sie hervortretenden Modis (so den Seinsmodis wie gewiß-seiend, möglich- oder vermutlich-seiend usw. oder den subjektiv-zeitlichen Modis: gegenwärtig, vergangen, künftigseiend). Diese deskriptive Richtung heißt die noematische. Ihr gegenüber steht die noetische. Sie betrifft die Weisen des cogito selbst, die Bewußtseinsweisen z.B. der Wahrnehmung, der Wiedererinnerung, der Retention,mit den ihnen einwohnenden modalen Unterschieden, wie der Klarheit und Deutlichkeit. "

Quelle: Edmund Husser, Cartesianische Meditationen, S.38, Meiner, Hamburg 1995.

Das Zusammenspiel aus der Beschaffenheit unserer Umgebung und der Art und Weise, wie wir sie wahrnehmen und mit ihr umgehen, lässt sich in dem Begriff der Lebenswelt zusammenfassen.

Ein Blick in die Umwelten von Tieren kann helfen, was bezogen auf den Menschen mit Lebenswelt gemeint ist.

Jakob von Uexküll hat den Begriff der Umwelt geprägt und beschreibt in "Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen" eben nicht von einem objektiven Standpunkt im Nirgendwo, wie Tiere leben, sondern wie die Umwelten von Tieren (für diese selber) beschaffen sind, aufgrund des Bereichs in dem sie leben, aber vor allem auch auf grund ihrer sensorischen und kognitiven Ausstattung. So "ist" ein anderes Lebewesen für eine Zecke zunächst hauptsächlich der Geruch von Buttersäure. Ein Baum ist für verschiedene Lebewesen etwas ganz unterschiedliches:

"In der durchaus rationalen Umwelt des alten Forstmeisters, der zu bestimmen hat, welche Stämme seines Waldes schlagreif sind, ist die der Axt verfallenen Eiche nichts anderes als ein paar Klafter Holz, was der Förster durch genaues Messen festzustellen sucht. ... Für den Fuchs, der sich zwischen den Wurzeln der Eiche seine Höhle gebaut hat, ist die Eiche zu einem festen Dach geworden... "

Jakob von Uexküll, Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen, S.94-97, Rowohlt, Hamburg 1956.

Umwelten von Tieren und Menschen, Beispiel Eiche, nach Jakob von Uexküll.

Bild 0-1: Umwelten von Tieren und Menschen, Beispiel Eiche, nach Jakob von Uexküll.